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Ausgebremst: Warum jeder Zweite bei der Führerscheinprüfung durchfällt

Die Zahl der Fahrprüfungen ist im Jahr 2023 auf Rekordwert gestiegen – und ebenso die Durchfallquote. Knapp jeder zweite Fahrschüler geht nach der theoretischen oder praktischen Prüfung mit leeren Händen nach Hause. Doch was sind die Gründe für den Fehlstart?

Eine Hand hält Autoschlüssel und Führerschein, den Hintergrund füllt ein schwarzer PKW aus.

Nicht immer läuft alles nach Plan – die Durchfallquoten bei den Fahrprüfungen sind so hoch wie nie. Bild: Auto-Medienportal/Autoren-Union Mobilität

Der Lappen ist keine Lappalie
Er ist das Objekt der Begierde aller angehenden Autofahrer – der Führerschein. Nachdem die Corona-Pandemie den Zulauf auf die Fahrschulen stark ausgebremst hatte, steigen die Zahlen der Führerscheinprüfungen hierzulande wieder kontinuierlich an. Rund 1,97 Mio. theoretische Fahrprüfungen wurden 2023 in allen Führerscheinklassen absolviert, was einem Anstieg von 150.000 im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch die Zahl der abgelegten praktischen Prüfungen wuchs um 18.000 auf 1,77 Millionen. Doch die Zahlen belegen auch eine ernüchternde Tendenz: Die Durchfallquote befindet sich seit Jahren im freien Fall, das Jahr 2023 markiert laut TÜV einen historischen Negativrekord. Kurzum: 49% der Fahrschüler fallen durch die theoretische, 42% durch die praktische Prüfung der Führerscheinklasse B. 

Theoretisch nur Einstellungssache
Laut Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband, muss man bei der Ursachenforschung nicht lange auf Spurensuche gehen. Er führt die meisten Gründe für das Nicht-Bestehen der theoretischen Prüfung auf die unzulängliche Vorbereitungszeit und fehlende Ernsthaftigkeit der Prüflinge zurück. Bloßes Auswendiglernen würde kaum dazu beitragen, die Prüfungsfragen wirklich zu verinnerlichen. Vielmehr rät er dazu, sich tiefgehend mit Fragenfeldern auseinanderzusetzen, die bei falscher Antwort mit fünf Fehlerpunkten geahndet werden – beispielsweise die Vorfahrtsregeln. Da sich jeder Prüfling nur zehn Fehlerpunkte erlauben kann, dürfen dahingehende Fragen nur einmal falsch beantwortet werden. 

Fragen über Fragen
Hängen die hohen Durchfallquoten auch mit dem steigenden Schwierigkeitsgrad der Prüfung zusammen? Zweifelsohne, so Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Baden-Württemberg. Diese Annahme führt er gegenüber dem Spiegel-Magazin auf den lernintensiven Fragenkatalog zurück, der seit seiner einheitlichen Einführung 1963 bis heute von 440 auf 1300 Fragen erweitert wurde. Dieser wird zweimal jährlich von TÜV | DEKRA arge tp 21, einem Schulterschluss der bekanntesten deutschen Prüforganisationen, hinsichtlich der neuesten Entwicklungen im Straßenverkehr überarbeitet. Ein weiterer Grund für die erschwerte Prüfung, so Jochen Klima, ist dem Wechsel von Papier- zu Computertests im Jahre 2008 geschuldet – so war es davor nicht möglich, Video-Simulationen in die Prüfung einfließen zu lassen. Somit können Grundthematiken aus dem Fragenkatalog in leicht veränderten Variationen und Szenarien abgefragt werden – was zur Folge hat, dass erlerntes Wissen auch in abgewandelter Form abgerufen werden soll. 

Unpraktische Praxis
Nicht nur die theoretische, sondern auch die praktische Fahrprüfung hat sich im Lauf der Zeit verändert – oftmals zum Missfallen der Prüflinge. Mit Inkrafttreten der sogenannten „Optimierten Praktischen Fahrerlaubnisprüfung“ (OPFEP) zum Jahreswechsel 2020/2021 beträgt die Prüfungsdauer nicht mehr 45, sondern 55 Minuten. Von diesen zehn Minuten fallen fünf auf die reine Fahrzeit und weitere fünf auf das darauffolgende Feedback-Gespräch. Wenig überraschend: Die verlängerte Fahrdauer birgt eine erhöhte Fehlergefahr – schließlich kann die Konzentration gegen Prüfungsende langsam nachlassen.