Service-Tipps

Tipps und Tricks zur MPU: „Idiotentest“ war gestern

Es braucht kein Genie, um den „Idiotentest“ zu bestehen – könnte man meinen. Die Durchfallquoten geben jedoch zu denken: Nur knapp jeder zweite Verkehrssünder besteht die Medizinisch-Psychologische Untersuchung beim ersten Versuch. Doch es gibt einfache Wege, um der Statistik zu trotzen.

Alkohol am Steuer wird konsequent bestraft – meist droht eine MPU. Bild: Auto-Medienportal.Net/ADAC

Nicht alle Lappen sind begehrt; der Führerschein ist es jedoch allemal. Wird dieser infolge eines schweren Verkehrsverstoßes eingezogen, droht in den meisten Fällen eine MPU. Was einst als „Idiotentest“ galt, ist längst keine Seltenheit mehr: Allein 2022 wurden 87.180 Medizinisch-Psychologische Untersuchungen hierzulande angeordnet.

Ernüchternd statt nüchtern
Etwa 36 Prozent aller MPU-Anordnungen lassen sich auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückführen – und ebenso viele auf Rauschmittel- oder Medikamentenverwendung. Den restlichen Anteil machen Verkehrsauffälligkeiten (17 Prozent), körperliche Mängel (<1 Prozent) und sonstige Anlässe (11 Prozent) aus.

Wer seinen Führerschein zurückhaben will, muss die MPU nicht nur absolvieren, sondern auch bestehen – und das ist einfacher gesagt als getan. In Zahlen: Nur 57 Prozent aller „Prüflinge“ wurden 2022 als „geeignet“ und somit fahrtauglich eingestuft, während 38 Prozent mit leeren Händen nach Hause gingen. Ferner erhielten vier Prozent ihre Fahrerlaubnis erst infolge einer zusätzlichen Kursteilnahme wieder zurück. Doch was steckt hinter der hohen Durchfallquote?

„Idiotentest“ wird unterschätzt
Katrin Koch, einstige MPU-Prüferin, gibt Aufschluss darüber im Interview mit der Rheinischen Post. Allem voran ließe sich die hohe Durchfallquote auf die anspruchsvolle psychologische Komponente der Tests zurückführen. Kurzum: Die MPU-Teilnehmer sollen ihr Verkehrsverhalten nicht nur langfristig ändern, sondern auch die Ursache ihres Fehlverhaltens verstehen und reflektieren können.

Um nicht daran zu scheitern, bedarf es einer frühen und intensiven Vorbereitung – bestenfalls in Zusammenarbeit mit einer MPU-Beratungsstelle. Laut ADAC sind die Erfolgsaussichten nach einer freiwilligen Kursteilnahme deutlich höher als ohne professionelle Vorbereitung. Doch es ist Vorsicht geboten: Nicht alle Beratungsstellen sind gleichermaßen vertrauenswürdig und seriös. In einer neulich erschienenen ZDF-Dokumentation gesteht beispielsweise ein MPU-Berater ein, Dokumente für seine Kunden im großen Stil gefälscht zu haben.   

Zeit- und kostenintensive Vorbereitung
Die Dauer der MPU hängt von mehreren Faktoren ab, darunter der Vorbereitung, Selbstreflexion und Schwere des Verkehrsdelikts. Viele Beratungsstellen bieten auch Intensivvorbereitungen an – vorausgesetzt, dass kein Abstinenznachweis vonnöten ist. Im Falle von Alkohol- oder sonstigem Drogenmissbrauch ist ein solcher hingegen über einen Testzeitraum von 6 bis 12 Monaten erforderlich. Handelt es sich „nur“ um ein Trinkverhaltensproblem, kann die Vorbereitung mitunter verkürzt werden. Grundsätzlich lässt sich also sagen:

Anlass der MPUVorbereitungszeit
Alkohol6 bis 12 Monate (bei Abstinenznachweis)
Drogen6 bis 12 Monate (Abstinenznachweis nötig)
Punkte/Verkehrsverhalten1 bis 3 Monate
Straftaten2 bis 6 Monate (je nach Maßnahme)

Ebenso wichtig wie die Vorbereitungsdauer ist die Kostenfrage, welche allerdings stark von der MPU-Beratungsstelle abhängt und sich folglich kaum pauschalisieren lässt. Kurzum: Je nach Vorbereitungszeit und Verkehrsdelikt variieren die Kosten zwischen 500 und 2.000 Euro.

Hinzu kommen in den meisten MPU-Fällen auch Ausgaben für die Abstinenzproben – diese liegen zwischen 80 und 150 Euro für eine Urinprobe sowie 150 bis 300 Euro für eine Haaranalyse. Damit die MPU nicht um ein Haar scheitert, müssen die Proben in den definierten Intervallen durchgeführt und sauber dokumentiert werden.  

Der (erneute) Weg zum Führerschein
Wer seinen Führerschein „zurückerobern“ muss, sollte sich eingehend auf die Abschlussprüfung vorbereiten. Einen ersten Schritt stellt bereits die Akteneinsicht dar, die bei der jeweiligen Führerscheinstelle beantragt werden kann. Ferner sollte der MPU-Teilnehmer die von der Beratungsstelle angebotenen Kurse und Seminare absolvieren, sprich verkehrspsychologische Vorbereitungsgespräche sowie Aufmerksamkeits- und Reaktionstests durchführen.

Ein dedizierter MPU-Berater hilft dabei, die Gründe für den begangenen Verkehrsdelikt zu reflektieren und eine anschließende Charakterentwicklung glaubwürdig zu vermitteln – oftmals mithilfe einer individuellen Strategie, welche passgenau auf die Fragen der MPU-Prüfer zugeschnitten ist. Ist die medizinische und psychologische Vorbereitung abgeschlossen, wird ein Prüfungstermin mit einer institutionellen Begutachtungsstelle vereinbart.

Nerven bewahren am Prüfungstag
Eine MPU besteht aus drei Terminblöcken und ist meist wie folgt strukturiert:
1.    Ein Arzt prüft Sie im Zuge einer medizinischen Untersuchung auf gesundheitliche Beeinträchtigungen.
2.    Ein halbstündiger Reaktionstest untersucht Reaktionsgeschwindigkeit, Konzentration und Wahrnehmungsfähigkeit.
3.    In einem verkehrspsychologischen Gespräch sollen der Handlungshintergrund und die daraus gezogenen Konsequenzen dargelegt werden.

Der Prüfling sollte außerdem Kritik an den Ordnungshütern, Ausflüchte und unreflektierte Antworten vermeiden – schließlich leidet die eigene Glaubwürdigkeit gewaltig darunter. Darüber hinaus sollte der „Führerscheinlose“ ausgeschlafen am Prüfungstag erscheinen, um die Tests zur Wahrnehmungsfähigkeit und Konzentration bestmöglich zu meistern. Wer die angeführten Tipps und Tricks befolgt, ist auf einem guten Weg (hinter das Steuer).